joäna abroad

Sunday, February 13, 2011

Kindergeburtstag - mit 30 Bollywoodtaenzern!

Unterwegs sein ist ja sehr schoen insbesondere wenn man in pitturesken, kleinen Staedtchen vorbeikommt in denen man unter Mangobaeumen liegt oder heilige Elefanten beobachtet. Leider sind die in Kalkutta nicht gerade zahlreich vorhanden. Stattdessen dominieren hiere Busse, Autos, von Hand gezogene Rikschas, Kraehen, Hunde, Menschen, Menschen, Menschen, Staub, Dreck, Abgase, Feinstaub, Abfall und Strassenstaende das Stadtbild. Auch die sogenannte Traveller-Area hier ist alles andere als entspannt. Gegessen wird hauptsaechlich auf der Strasse oder in allenfalls semi-sauberen Etablissements die jegliche Art von Charme und Freundlichkeit einsparen und das "Hotel"personal befindet sich irgendwo zwischen desinteressiert und unfreundlich.
Den durchschnittlichen Reisenden mag das nicht unbedingt stoeren, schliesslich hat Kalkutta einiges ausserhalb dieser Traveller-Area zu bieten. Nach einer Woche giftiger Luft und hygienisch zweitklassiger Umstaende stellte sich bei mir allerdings ein leichtes Unwohlsein (bzw. hohes Fieber inklusive Magenproblemen) ein was meine Lehrtaetigkeiten erstmal ein- und meinen Bewegungsradius auf besagte Traveller-Region beschraenkte. Umgeben von Laerm, Dreck, Staub, Voegeln und Menschen und vier Waenden plante ich also extravagante Geburtstagsparties mit Champagnerstroemen, Whiskeybrunnen und Bunnies in Torten. Woran deren Realisierung scheitern koennte wurde mir schlagartig beim Geburtstagsfruehstueck bewusst, als ich gestern morgen meinem geschundenen Magen ein Festtagsmahl von Toast und Honig goennen wollte: dank Zimmergefangenschaft und unterrichten kannte ich hier keinen Menschen. Ich habe mich bisher auf meiner Reise wenn ueberhaupt nur fuer Momente einsam gefuehlt, aber mit fieberschwachem, nuechternen Magen hat dieses Gefuehl ungeahnte Wirkung. Ich muss auch dementsprechend ausgesehen haben und so hat sich Maria aus Spanien erbarmt und mit Trost und Gesellschaft gespendet. Ihre Gesellschaft war allerdings nur von kurzer Dauer und nach ein bisschen mehr "Ausruhen-zum-Gesundwerden" hab ich beschlossen, dass ich gesund genug bin um wieder unterrichten zu gehen, denn Nichtstun ist nur dann schoen wenn entweder die Umgebung oder die Gesellschaft nett ist allerdings nicht, wenn man nicht das tun kann was man tun will.
Nach einstuendiger Bus- und Rikschafahrt (mit Motor, nicht von Hand) endlich bei Balo angekommen, fehlte von den Kindern jede Spur, die kaemen heute spaeter. Fuenf Minuten spaeter sind sie dann auch in ihren allerschoensten Kleidern hereinspaziert und ihr "Happy Birthday" koennte so mancher Video-Plattform-Hausfrau als Beispielstueck vorgespielt werden. Dreissig Kunstwerke und eine Geburtstagszueckergusstorte spaeter wurde ich dann aufgefordert Platz zu nehmen, die Kinder haetten was vorbereitet. Was bereiten indische KInder wohl internationales fuer die fremdsprachige Tante vor? Allerfeinste Bollywoodtaenze! Grossartig wenn 6jaehrige die Hueften schwingen als ob das ihre Haupttaetigkeit ist... nach diversen Gruppenvorfuehrungen musste ich dann noch bewerten ob die Maedels oder die Jungs nun die besseren Taenzer waren: beide sehr gut, aber die Maedels haetten die schoeneren Kleider, war meine diplomatisch Meisterantwort, die leider nicht als solche, sondern als weiblicher Sieg verstanden wurde (da es in diesem Land davon allerdings leider viel zu wenige gibt ist das wohl nicht weiter schlimm). Danach durfte ich dann aber selber die Beweglichkeit meiner Arm-, Hueft-, und sonstiger Gelenke unter Beweis stellen und meine allerfeinsten Bollywoodmoves auspacken. Ich hatte sehr viel Spass.
Nach weiteren 45 Minuten Bus-Abgas-Stau-Geschuettel wieder im idyllischen Heimatbezirk angekommen, sorgten die vielen Glueckwunschmails und Nachrichten die Ihr mir zukommen lassen habt fuer genau den Rest an Serotonin den es gebraucht hat um den morgendlichen Kummer wieder zu vergessen. Ich hab mich sehr sehr sehr gefreut!
Eine weitere Woche werde ich jetzt noch im schoenen Kalkutta bleiben und mich dann Samstag zu Buddhas Erleuchtungsort Bodhgaya aufmachen. Nach Laerm, Dreck etc. brauchen meine Lungen, mein Kopf und der Rest meines Koerpers Entspannung, frische Luft und gute Schwingungen und rezitierende Moenche, Parks und Tempel scheinen da ein geeigneter Ort fuer zu sein.

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