joäna abroad

Wednesday, March 16, 2011

Ein angenehmes Schaukelgefuehl mit starken Maengeln im Federungsbereich...

Was genau ich mir dabei gedacht habe als ich mich vom charmanten Safarimann zu zwei Tagen und zwei Naechten Wuestentrip statt den geplanten 1 1/2 Tagen ueberreden lassen habe weiss ich auch nicht so genau. Voll guter Hoffnung haben Anja und ich Samstag morgen auf unseren Abhol-Jeep gewartet, wir waren puenktlich, der Jeep mehr oder weniger, unsere Mitreitenden ganz und gar nicht. Meine guten Hoffnungen sanken spontan ein klein wenig als sie dann schliesslich erschienen... 5 Schweden, alle Anfang 20 und in Indien auf einer kleinen "Tour de Betaeubungsmittel". Die erste Frage war wieviele Space Cookies wir dabei haben und die Unterhaltung wurde die naechsten 2 1/2 Tage nicht unbedingt interessanter, was eventuell am begrenzten Themenspektrum und unserem leichten Desinteresse gegenueber THC/Acid/LSD/Pilzen/Koks etc. gelegen haben koennte.
Mein schmucker Kamelhengst Moria war nicht gerade gespraechig, aber zumindest am ersten Tag haben wir uns ganz wunderbar verstanden. Unter dem Wuestensternenhimmel schlaeft man auf jeden Fall sehr gut und morgends direkt einen Tee an die Matratze gebracht zu bekommen ist ein Luxus an den ich mich gewoehnen koennte. Den zweiten Tag habe ich allerdings zu Fuss verbracht, zwar bin ich recht gut gepolstert, das hilft aber leider nicht so viel gegen Muskelkater und blaue Flecken. Durch die Wueste zu laufen ist auch schoen und lohnte sich allein fuer die folgende Sonnenuntergang-/-aufgang- und Sternenhimmelbetrachtung auf den Sandduenen.
Eher weniger wohlriechend, klebrig und braungebrannt (zumindest teilweise) sind wir Montagvormittag dann schliesslich wieder im Guesthouse angekommen und haben uns nachmittags auf die lange und nicht unbedingt angenehme Reise nach Mumbai gemacht. Eigentlich hatte ich ja Rajasthan zum entspannen vorgesehen, allerdings gefaellt mir das authentische Mumbai um einiges besser als das romantisch-touristische Rajasthan. Hier wird man nicht alle 2 Meter in Shops gezerrt, es werden einem keine Pashmina Schals vor die Fuesse geworfen und es gibt weder eine German Bakery, noch israelisches Essen an jeder Ecke. Stattdessen gibt es breite Gehwege, bezaubernde koloniale Architektur und Streetfood an jeder Ecke.
Nachdem wir den Sonnenuntergang am schoenen Chowpatty Beach genossen haben, hat sich Anja auf den Weg ins wundervolle Hampi gemacht und auch ich werde morgen wohl zum allerletzten Mal meinen Rucksack packen und mich auf den Weg Richtung Heimat machen. Ich bin ein bisschen wehmuetig bei dem Gedanken dass meine Reise nun tatsaechlich zu Ende ist und ich mich nicht laenger vor dem serioesen Erwachsenenleben druecken kann. Fuer alle Erfahrungen und Begegnungen die ich in Indien machen durfte bin ich dankbar (auch wenn ich mir fuer die Wueste eventuell andere Mitreitende ausgesucht haette...). Erleuchtung habe ich nicht unbedingt gefunden, dafuer aber unglaublich viel gelernt, nicht nur Yoga und Kamelreiten. Nach 4 Monaten unterwegs gibt es durchaus auch genug Gruende mich wieder auf zuhause zu freuen. Zuallererst natuerlich auf Wiedersehen, danach auf eine richtige Dusche mit warmem Wasser und ein Bett mit richtiger Matratze und Bettwaesche und ohne Moskitonetz. Sehr sehr sehr freue ich mich auf Freiburger Freunde die mir in Stuttgart Gesellschaft leisten werden und darueber dass mich meine Eltern wieder bei sich wohnen lassen. Auch wenn ich mich meistens ganz gut mit mir selbst beschaeftigen kann, ich freue mich sehr darauf wieder Menschen um mich zu haben die mich kennen und mit denen mich mehr verbindet als die Erfahrung die gleichen Staedte bereist zu haben. Nach 4 spannenden Monaten bin ich mehr als bereit dazu, mich der Planung der folgenden spannenden Monate und Jahre zu widmen. Genung gutes Karma dafuer sollte ich so langsam zusammenhaben.
Auch wenn mir der Abschied morgen sehr schwer fallen wird, ich freue mich wahnsinnig darauf viele von Euch sehr bald wieder sehen zu duerfen und gruesse vorerst wohl ein letztes Mal aus der Ferne und der Sonne.

Thursday, March 10, 2011

Der Selbstversuch geht los...

Nachdem meine charmante Londoner Reisegefaehrtin Anja und ich uns von der blauen Stadt verabschiedet haben, sind wir jetzt in der goldenen Stadt Jaisalmer gelandet. In Jaisalmer gibt es haufenweise Kuehe, Ziegen und Kamele, ausserdem wiedermal ein sehr schoenes Fort und massenhaft Menschen die einem Zeug verkaufen wollen. Statt mit Indigofarbe verschoenert sind die Haeuser hier naturbelassener Sandstein der im sanften Sonnenuntergangslich guelden leuchtet (daher also der Name...). Nach beinahe 4 Monaten reisen mache ich jetzt Ferien damit ich naechsten Freitag entspannt, gebraeunt und voll gutem Karma wieder ins zauberhafte, kalte, graue Deutschland zurueckkehren kann. Hinter Jaisalmer beginnt direkt die Wueste und wenn man schonmal so nah ist und die Kamele so prominent vertreten sind, faellt es einem schwer die vielen Kamalsafariangebote abzulehnen. Nach reichlich Ueberlegung und Investigation, werden wir uns also morgen todesmutig in die Haende der rajastahischen Kameltreiber begeben und zwei (hoffentlich) traumhafte Tage und Naechte in den Weiten der indischen Wueste verbringen. Danach heisst es dann wohl Abschied nehmen vom zauberhaften Rajasthan, entweder zusammen oder alleine werde ich suedwaerts reisen und meine letzten Tage im nicht unbedingt zauberhaften aber sehr interessanten Mumbai verbringen.
Kameltestberichte folgen in Baelde an dieser Stelle, bis dahin wuensche ich ein entspanntes Wochenende mit wohlriechenden Gefaehrten!

Tuesday, March 08, 2011

Ein Wiedersehen mit alten Freunden...

In Udaipur wurde James Bond Octopussy gedreht. Nach einem sagenhaften Sonnenuntergang am malerischen Sunset Point inklusive vorheriger Bootsfahrt stand uns der Sinn dementsprechend nach Vodka Martini (geschuettelt, nicht geruehrt). Wir haben uns also das schoenste Restaurant mitdem allerschoensten Seeblick ausgesucht und uns dann aber spontan gegen Vodka Martini und fuer meine guten alten Freunde Dr. Gin und Mr. Tonic entschieden. Die Wiedersehensfreude nach so langer Zeit war gross auf beiden Seiten und wir waren fest entschlossen ueber die astronomischen Preise hinwegszusehen, als die englische upperclass Familie am Nebentisch fragte ob wir eventuell Moskitospray dabei haben. Immer fuer alles vorbereitet konnte ich ihnen aushelfen, zum Dank haben sie unsere Rechnung uebernommen und uns nebenbei noch gefragt ob wir eventuell ein Guesthouse fuer unter 100 Dollar pro Nacht empfehlen koennen. Wir haben ihnen das schoenste das wir gesehen haben empfohlen und nicht erwaehnt dass wir fuer 3,50 Euro naechtigen. Das gesparte Geld haben wir dann im etwas preiswerteren Hotel nebenan in ein weiteres Wiedersehen investiert.
Irgendwann mussten wir dann aber Udaipur verlassen und haben uns in die Berge aufgemacht. Mount Abu ist eine typische indische Hillstation, eine recht haessliche Kleinstadt voll seltsamer Laeden und aufgestylter Inder auf Hochzeitsreise, die allerdings nicht wandern gehen wollen. Wir haben uns also schnell einen Fuehrer gesucht und den ganzen Sonntag mit wandern verbracht und uns am Tag drauf auf den Weg nach Jodhpur gemacht.
Jodhpur ist schoener als erwartet, zwar gibt es keinen See, dafuer aber ein Fort das alle anderen Forts die ich bis jetzt besichtigt habe in den Schatten stellt und indigoblaue Haeuser. Ausserdem gab es wieder mal ein Wiedersehen mit alten Bekannten, diesmal allerdings nicht fluessiger Natur sondern aus Fleisch und Blut die ich erstmals in Kolkata und danch in Bodhgaya und Varanasi wiedergetroffen habe. Passend zum internationalen Frauentag ist es uns dank Ladies Quota gelungen Zugtickets fuer heute Nacht in Richtung Wueste zu bekommen. In Jaisalmer soll es ein Fort geben das noch viel fabelhafter als alle anderen ist, ausserdem will ich endlich den Kamelritt-Selbstversuch starten und herausfinden ob man auch von Wuestenschiffen seekrank werden kann. Testergebnisse werden irgendwann folgen. Bis dahin viele indigoblaue Gruesse!

Thursday, March 03, 2011

Phaenomenale Tage an phaenomenalen Orten...

Viel ist passiert seitdem ich mich letzte Woche todesmutig weiter auf der Touristenroute Richtung Taj Mahal aufgemacht habe. Agra hat mich bereits vor meiner Ankunft genervt weil die Familie die sich mit mir das Schlafwagenabteil geteilt hat meine kurze Abwesenheit dazu genutzt hat zu nachtschlafender Zeit (7.30) meine Pritsche herunterzufalten um besser sitzen zu koennen. Dass ich die naechsten 2 Stunden gerne noch geschlafen haette war ihnen recht egal denn sie waren ja mehr und wollten sitzen. Aehnlich erfolgreich ging der Tag weiter, schoen war der erfrischende Regen der der Stadt einen dezenten Grauschleier verlieh und die Rikschafahrer die mich nicht dahin bringen wollten wo ich hinwollte. Der Taj Mahal ist allerdings wirklich schoen, wenn auch nicht so atemberaubend wie oft behauptet. Der Tag nahm allerdings eine entscheidende Wende als ich 3 lustige Wandergesellen die ich aus Varanasi kannte wiedergetroffen habe. Ich war ganz froh mir die Stadt nicht alleine anschauen zu muessen und ein bisschen Begleitung zu haben.
Nachdem ich puenktlich um 19 Uhr am Bahnhof war um mich endlich auf den Weg nach Rajasthan zu machen durfte ich dort die halbe Nacht im Warteraum verbringen. Entsprechend fit und ausgeschlafen bin ich dann im sehr schoenen und sehr heiligen Pushkar angekommen und habe direkt ein phaenomenales Zimmer zu einem phaenomenalen Preis angeboten bekommen. Das Guesthouse hatte eine ebenso phaenomenales Dachterasse auf der ich gleich nette Bekanntschaften schliessen konnte. Zusammen haben wir uns allabendlich auf die Suche nach den besten Thalis gemacht, indische Suessigkeiten getestet, eine phaenomenale (ich bleibe fuer heute mal dem Wort treu) Tanzauffuehrung vor Tempelkulisse genossen und anschliessend auf einer indischen Hochzeitstagsparty unsere besten Moves ausgegraben. Pushkar ist sehr entspannt und man kann vie Zeit damit verbringen in Tempel rein- und rauszuwandern oder am Ufer des heiligen Sees zu sitzen. Allerdings bin ich ja nicht zum Spass nach Indien gekommen und da dies eine ernsthafte Studienreise ist, habe ich mich dem Sitarstudium gewidmet und meine Fingerkuppen wundgespielt. Ich glaube der Lehrer war nicht unbedingt verzweifelt, aber mein neues Hobby wird es wohl eher nicht obwohl ich mich schon sehr amuesiert habe.
Zusammen mit meiner neuen Reisebegleitung aus England habe ich mich dann gestern auf den Weg nach Udaipur gemacht. Und Udaipur ist - wie koennte es anders sein - phaenomenal! Unser Guesthouse liegt direkt am See der umgeben ist von Palaesten, Tempeln und Gebaeuden die wie Palaeste aussehen. Den allerschoensten und groessten haben wir heute bereits in Augenschein genommen - er war phaenomenal! Aber auch in sonstiger Hinsicht erfuellt Udaipur alle Erwartungen. Ich habe tatsaechlich einen Optiker gefunden der mir ein einzelnes Paar Monatslinsen verkauft hat, da war ich so dankbar dass ich ihm gleich noch eine Sonnenbrille abgenommen habe.
Um dem Titel der romantischen Stadt gerecht zu werden den irgendein Englaender diesem schoenen Ort verpasst hat, werde ich mich jetzt auf den Weg zum Sunset Point machen und einen hoffentlich phaenomenalen Sonnenuntergang beobachten duerfen. Rajasthan ist wirklich maerchenhaft und voellig zurecht touristisch. Bis jetzt bin ich absolut zufrieden mit meiner Entscheidung die letzten Tage meiner Reise hier zu verbringen. Falls sich das noch aendern sollte wird es an gewohnter Stelle kundgetan. Bis dahin wuensche ich phaenomenale Tage!

Thursday, February 24, 2011

Heilige Fluesse...

...verfuegen anscheinend ueber spirituelle Reinigungskraft die so stark ist, dass der tatsaechliche Verschmutzungsgrad des Wassers obsolet wird. Nach ein paar Tagen entspannen im buddhistischen Bodhgaya habe ich es Mitte der Woche tatsaechlich nach Varanasi geschafft. Eine Stadt die ich sehen wollte, seit ich vor mehr als 10 Jahren einen Artikel ueber sie gelesen habe. Varanasi ist den Hindus sehr heilig und die am laengsten kontinuierlich bewohnte Stadt der Welt. Wer in Varanasi stirbt kann vom Rad des Lebens erloest werden und Nirvana erreichen oder so. Warum genau der Ganges hier besonders heilig ist weiss ich nicht, aber es ist sehr beeindruckend morgends bei Sonnenaufgang ueber den Fluss gerudert zu werden und die Glaeubigen bei ihren Ritualen zu beobachten. Das Wasser ist zwar hochgradig giftig, was weniger an den Leichen liegt die 24 Stunden an manchen Stellen verbrannt werden oder teilweise ohne Verbrennung direkt dem Fluss uebergeben werden, als an den Mengen von Abwasser die ungeklaert die heiligen Wasser beschmutzen. Wer weiss, wenn die Seele erstmal gereinigt ist ist der Koerper vielleicht unverwundbar? Trotzdem kann ich die Japaner nicht verstehen, die den ganzen Tag mit Mundschutz herumlaufen aber sich dann strahlend und fuers Photo posierend in das giftige Wasser stuerzen.
Sehr schoen sind aber die Riten die jeden Abend von mehreren Priestern vollzogen werden, weniger schoen dafuer die Menge an Moskitos. Aehnlich zahlreich sind auch die Touristen hier, was dazu fuehrt dass man keine 2 Meter unbehelligt zuruecklegen kann weil einem jeder hier Pashmina Schals, Hosen, Handicrafts, Raeucherstaebchen oder Bootsfahrten verkaufen will. Sehr schoen der Spruch "Yes Madam what do you want?" Manchmal fuehle ich mich bewegt den Leuten zu erzaehlen dass ich mich in einem Zustand absoluter Zufriedenheit befinde und mich von alltaeglichen Beduerfnissen und dem Verlangen nach materiellem Besitz laengst verabschiedet habe aber das ist nur semi erfolgreich. Das Einzige was ich wirklich gerne kaufen wuerde sind ein paar Monatskontaktlinsen aber das ist nicht so einfach. Wenn ich nach "disposable lenses" frage wird mir erklaert, dass ich die Linsen zwar schon zwei Jahre tragen kann aber ich darf sie auch gerne schon nach einem Monat wegwerfen, aha.
Mal schauen wie lang ich es noch auf der Touristenstrasse aushalte. Es ist schon ganz nett zur Abwechslung mal ein paar mehr Europaeer um sich rum zu haben, aber zeitweise wird es auch ein wenig nervig. Das haelt mich allerdings nicht davon ab mich heute Abend auf den Weg zu DER Touristenattraktion schlechthin zu machen und morgen den Taj Mahal zu besichtigen. Doch damit nicht genug, ich mache sogar einen echt amerikanisch-japanischen Besichtigungsstop und setze mich abends in den naechsten Zug nach Rajasthan.
In Rajasthan soll es Kamele, Wueste, bunte Staedte und Palaeste wie aus 1001 Nacht geben, ich bin also sehr gespannt. Wahrscheinlich sind alle Stedte voll mit Europaern, Amerikanern und Japanern aber mal schauen, wenn es mir zu viel wird besuche ich eben noch ein paar indische Pilgerorte in Gujarat oder so. Mein Fieber bin ich auf jeden Fall losgeworden und der Husten laesst auch langsam nach ob das wohl an der positiven Ganges Energie liegt? Die einzige Frage die mich wirklich belastett ist ob ich auf einem Kamel wohl seekrank werde? Erfahrungsberichte werden hoffentlich folgen. Bis dahin wuensche ich Euch viel sauberes Wasser!

Saturday, February 19, 2011

Katzengeburtstag und Monsterbaeume

Kalkutta ist dreckig, immernoch, auch meine dreiwoechige Anwesenheit haben die Stadtvaeter leider nicht zum Anlass genommen die Feinstaub oder was auch immer Belastung drastisch zu senken. Es ist jetzt nicht so dass ich aus gekraenktem Stolz mich dazu entschlossen habe die Tage in meinem Hotelzimmer zu verbringen, aber die vergiftete Luft hat meine Genesung von diversen Maladien leider behindert und so kann ich nicht viel von der Schoenheit Kalkuttas berichten, beschraenken sich meine Augenzeugenberichte doch leider hauptsaechlich auf die vier Waende meines Dachterassenzimmers und die darumliegenden Strassen.
Apropos Dachterasse: hoechstmotiviert wollte ich meine neuerworbene Yogaleidenschaft kultivieren und habe mir dazu eine aeusserst formschoene und dezent lilabluemchenverzierte Yogamatte zugelegt. Nach dreimal Sonnenaufgangsyoga auf dem Dach hatte der Spass allerdings schon wieder ein Ende, irgendein anderer Reisender fand meine dezent lilabluemchenverzierte Yogamatte wohl auch schoen und hat sich entschlossen dass diese nun mit ihm bzw. ihr weiterreist. Was sagt man dazu? Mein Menschenbild hat wiedereinmal tiefe Risse erhalten und so schwanke ich nun zwischen Erleuchtung und Desillusionierung (mal schauen ob am Ende die Guten siegen...).
Doch auch in vier Dachterassenzimmerwaenden kann viel passieren. Ich teile mir das Zimmer mit einer lustigen Kanadierin, vor ein paar Tagen weckte sie mich mit den Worten "You're probably gonna hate me, but you got to have a look at this!" Schlaftrunken (auch ein sehr schoenes, viel zu wenig verwendetes Wort) wie ich war hab ich erstmal ne Weile gebraucht um zu verstehen dass sie mit mir spricht und mindestens nochmal so lang um zu verstehen dass die Katze auf ihrem Bett nicht alleine da war, sondern sich in den fruehen Morgenstunden vermehrt hatte und gerade im Begriff war sich weiter zu vermehren. Ihr vorherige Mitbewohner hatte kein Problem damit die Hotelkatze samt aller ihrer Laeuse in seinem Zimmer zu beherbergen und da hat sich das gute Tier wohl dran erinnert. Auf jeden Fall ist sie morgends um 6 mit ihrem dicken Bauch durchs Fenster zu meiner Mitbewohnerin ins Bett gejumpt und als diese aufgewacht ist hatte sie nicht nur eine Laeusekatze sondern noch zwei Katzenbabies im Bett. Die Vermehrung um zwei weitere Katzenbabies konnte ich dann live, in Farbe und aus naechster Naehe selbst beobachten. Mit nuechternem Magen gar nicht so einfach, aber meine wissenschaftliche Neugier musste befriedigt werden. Allerdings stiess diese an ihre Grenzen bei den Geraueschen die das Durchbeissen und darauffolgende Verspeissen der Nabelschnur und Plazenta erzeugen. Doch genug der wissenschaftlichen Entdeckungen, die vier Katzenbabies waren zumindest zeitweilig laeusefrei und als sie vom Glibber befreit waren auch sehr niedlich (mit ihren verdrueckten Gesichtern sehen sie aus wie kleine Loewen). Wir haben die vermehrte Katze dann der Obhut der Hotelbesitzer uebergeben und meine Mitbewohnerin hat sich dem Waschen ihrer Decke gewidmet.
Irgendwann habe ich dann auch genug Kraefte gesammelt gehabt um mich wieder der englischen Sprachvermittlung zu widmen und habe in meine fleissigen Eleven dazu gebracht mir die Geschichte von den drei kleinen Schweinchen vorzuspielen. Es ist schon sehr schoen wenn Schweinchen Nummer zwei versucht den Preis fuer die Stoecke die es zum Hausbauen braucht von 100 Rupies auf 50 Rupies runterzuhandeln! Ich glaube die Kinder hatten ein bisschen Spass mit mir und so war ich auch recht betruebt als ich mich gestern verabschieden musste. Ob ich denn bald wiederkomme? Jaja, wenn ich ueberall wiederhinkommen koennte wo es mir gut gefallen hat... Zum Abschied haben sie aber sehr schoene Bilder gemalt und die Leiterin der Organisation hat mir meine Haende und Arme mit Henna bemalt. Das wollte ich schon immer mal haben seit ich 14 war und ich muss sagen: das putzt ganz ungemein! (Das ist uebrigends ein literarisches Zitat ich muss doch auf meine latente Intellektualitaet hinweisen.)
Meinen letzten Tag in der giftigen Stadt wollte ich dann schliesslich an der frischen Luft verbringen und so hab ich mich auf den Weg in den botanischen Garten gemacht. Nach der einstuendigen Busfahrt hatten meine Lungen ein bisschen Sauerstoff auch bitter noetig und so bin ich unter Palmenbaeumen durchspaziert und habe den groessten Banyantree der Welt gesucht und gluecklicherweise auch gefunden. Banyantrees sind indische Feigenbaueme (allerdings sind die Fruechte nicht essbar) und als alte Baumumarmerin mit eines meiner persoenlichen Indienhighlights. Ihre Zweige wachsen wieder in den Boden und werden zu neuen Staemmen und so koennen die Dinger riessig werden wenn man sie in Ruhe wachsen laesst. Die Busrueckfahrt hat die vorherige Sauerstoffzufuhr zwar sicher wieder zunichte gemacht aber egal.
Eigentlich wollte ich mich ja in Richtung Darjeeling aufmachen um endlich mal zu meiner Teeplantagenbesichtigung zu kommen. Diesmal ist es nicht der Monsun sondern die unterdrueckte lokale Bevoelkerung die einen eigenen Staat namends Gorkaland fordert und deshalb gerade streikt, die mir einen Strich durch die Teeplantage macht. Da ich also mein wissenschaftliches Beduerfnis die Teeanbaubedingungen zu studieren nicht befriedigen kann, mache ich mich weiter auf die Suche nach Erleuchtung und begebe mich an die Staette wo Buddha selbige erlangt hat. Mal schauen ob es funktioniert, wenn nicht Erleuchtung so bekomme ich dort eventuell eine neue Yogamatte oder erlange Genesung von meiner Erkrankung der oberen Atemwege. Danach folgen dann weitere spannende heilige Staedte, ich werde mein Bestes tun Euch unterrichtet zu halten!

Sunday, February 13, 2011

Kindergeburtstag - mit 30 Bollywoodtaenzern!

Unterwegs sein ist ja sehr schoen insbesondere wenn man in pitturesken, kleinen Staedtchen vorbeikommt in denen man unter Mangobaeumen liegt oder heilige Elefanten beobachtet. Leider sind die in Kalkutta nicht gerade zahlreich vorhanden. Stattdessen dominieren hiere Busse, Autos, von Hand gezogene Rikschas, Kraehen, Hunde, Menschen, Menschen, Menschen, Staub, Dreck, Abgase, Feinstaub, Abfall und Strassenstaende das Stadtbild. Auch die sogenannte Traveller-Area hier ist alles andere als entspannt. Gegessen wird hauptsaechlich auf der Strasse oder in allenfalls semi-sauberen Etablissements die jegliche Art von Charme und Freundlichkeit einsparen und das "Hotel"personal befindet sich irgendwo zwischen desinteressiert und unfreundlich.
Den durchschnittlichen Reisenden mag das nicht unbedingt stoeren, schliesslich hat Kalkutta einiges ausserhalb dieser Traveller-Area zu bieten. Nach einer Woche giftiger Luft und hygienisch zweitklassiger Umstaende stellte sich bei mir allerdings ein leichtes Unwohlsein (bzw. hohes Fieber inklusive Magenproblemen) ein was meine Lehrtaetigkeiten erstmal ein- und meinen Bewegungsradius auf besagte Traveller-Region beschraenkte. Umgeben von Laerm, Dreck, Staub, Voegeln und Menschen und vier Waenden plante ich also extravagante Geburtstagsparties mit Champagnerstroemen, Whiskeybrunnen und Bunnies in Torten. Woran deren Realisierung scheitern koennte wurde mir schlagartig beim Geburtstagsfruehstueck bewusst, als ich gestern morgen meinem geschundenen Magen ein Festtagsmahl von Toast und Honig goennen wollte: dank Zimmergefangenschaft und unterrichten kannte ich hier keinen Menschen. Ich habe mich bisher auf meiner Reise wenn ueberhaupt nur fuer Momente einsam gefuehlt, aber mit fieberschwachem, nuechternen Magen hat dieses Gefuehl ungeahnte Wirkung. Ich muss auch dementsprechend ausgesehen haben und so hat sich Maria aus Spanien erbarmt und mit Trost und Gesellschaft gespendet. Ihre Gesellschaft war allerdings nur von kurzer Dauer und nach ein bisschen mehr "Ausruhen-zum-Gesundwerden" hab ich beschlossen, dass ich gesund genug bin um wieder unterrichten zu gehen, denn Nichtstun ist nur dann schoen wenn entweder die Umgebung oder die Gesellschaft nett ist allerdings nicht, wenn man nicht das tun kann was man tun will.
Nach einstuendiger Bus- und Rikschafahrt (mit Motor, nicht von Hand) endlich bei Balo angekommen, fehlte von den Kindern jede Spur, die kaemen heute spaeter. Fuenf Minuten spaeter sind sie dann auch in ihren allerschoensten Kleidern hereinspaziert und ihr "Happy Birthday" koennte so mancher Video-Plattform-Hausfrau als Beispielstueck vorgespielt werden. Dreissig Kunstwerke und eine Geburtstagszueckergusstorte spaeter wurde ich dann aufgefordert Platz zu nehmen, die Kinder haetten was vorbereitet. Was bereiten indische KInder wohl internationales fuer die fremdsprachige Tante vor? Allerfeinste Bollywoodtaenze! Grossartig wenn 6jaehrige die Hueften schwingen als ob das ihre Haupttaetigkeit ist... nach diversen Gruppenvorfuehrungen musste ich dann noch bewerten ob die Maedels oder die Jungs nun die besseren Taenzer waren: beide sehr gut, aber die Maedels haetten die schoeneren Kleider, war meine diplomatisch Meisterantwort, die leider nicht als solche, sondern als weiblicher Sieg verstanden wurde (da es in diesem Land davon allerdings leider viel zu wenige gibt ist das wohl nicht weiter schlimm). Danach durfte ich dann aber selber die Beweglichkeit meiner Arm-, Hueft-, und sonstiger Gelenke unter Beweis stellen und meine allerfeinsten Bollywoodmoves auspacken. Ich hatte sehr viel Spass.
Nach weiteren 45 Minuten Bus-Abgas-Stau-Geschuettel wieder im idyllischen Heimatbezirk angekommen, sorgten die vielen Glueckwunschmails und Nachrichten die Ihr mir zukommen lassen habt fuer genau den Rest an Serotonin den es gebraucht hat um den morgendlichen Kummer wieder zu vergessen. Ich hab mich sehr sehr sehr gefreut!
Eine weitere Woche werde ich jetzt noch im schoenen Kalkutta bleiben und mich dann Samstag zu Buddhas Erleuchtungsort Bodhgaya aufmachen. Nach Laerm, Dreck etc. brauchen meine Lungen, mein Kopf und der Rest meines Koerpers Entspannung, frische Luft und gute Schwingungen und rezitierende Moenche, Parks und Tempel scheinen da ein geeigneter Ort fuer zu sein.